Zwischendurch: ein besonderes Lob für unsere Gemeindepolitiker

Zwischendurch: ein besonderes Lob für unsere Gemeindepolitiker

08.07.2022 //

Ich hatte mir am Donnerstag, den 07.07.2022, fest vorgenommen, bei der Gemeinderatssitzung anwesend zu sein. Tatsächlich nützt der beste Vorsatz nichts, wenn Unvorhergesehenes den eigenen Terminplan durcheinanderwirft und mir die physische Anwesenheit verunmöglicht. Manche Menschen werden vielleicht spöttisch sagen, ich traue mich bei der vielen geübten Kritik in den letzten Monaten vielleicht gar nicht mehr ins Dorf – das aber wäre dümmster Unsinn. Dennoch beginnt bei diesem Gedankengang mein heutiger Eintrag:

Die Zeiten, in denen wir leben, sind voller Herausforderungen und jeder hat alle Hände voll zu tun, sich um seine berufliche Existenz, das gesundheitliche Wohlergehen oder um private Sorgen zu kümmern (die nicht immer gleich Schicksalsschläge sein müssen, aber trotzdem einen fordern). Das bedeutet, es ist auch die Lebenszeit vielfach von äußeren Faktoren beeinflusst und oft hat ein Mensch nur wenig Zeit, über die er tatsächlich frei verfügen kann. Deshalb ist es ganz besonders wichtig, dass es immer noch Menschen gibt, die sich ehrenamtlich engagieren und in Vereinen und Institutionen aktiv sind.

Dazu gehört natürlich auch die Politik. Ich weiß, dass sich im Vorfeld der letzten Gemeinderatswahl das Finden von KandidatInnen für die Listen sehr schwierig gestaltet hat. Der Umstand, dass sich überhaupt noch drei Listen für die Gemeinderatswahl gefunden haben, ist angesichts eines schnellen Blicks ins Wählerverzeichnis an sich schon durchaus bemerkenswert. Weitaus schwieriger wird es aber sein, auch wirklich alle Listenmitglieder bzw. Kandidaten sechs Jahre lang bei der Stange zu halten. Die Einbindung der politisch Interessierten ist keine leichte Aufgabe über diese Zeitspanne – der Zerfall der Liste und Fraktion „Scharnitz 2016“ in der vergangenen Wahlperiode hält hier Mahnwache. Gute Mitstreiter in der Kommunalpolitik zu finden, ist heute sehr schwer, denn es sind die nervliche Belastung, die plötzliche Teilnahme an Konflikten, die einen vorher vielleicht weder tangiert noch überhaupt interessiert haben, der hohe Zeitaufwand und die zunehmend schwieriger werdende rechtliche Situation (wonach Politiker vielfach bereits unter Generalverdacht gestellt werden, nur aus Eigennutz zu agieren oder korrupt zu sein), die viele Menschen abschrecken sich in den Dienst der Öffentlichkeit zu stellen. Das gilt übrigens nicht nur für Gemeindepolitiker, wir erleben es im Land, im Bund, der EU.

Ich finde es deshalb sehr wichtig und hoch an der Zeit unseren Gemeinderätinnen und Gemeinderäten ein Lob und auch Dank auszusprechen, dass sie sich für ihre Funktion überhaupt zur Verfügung gestellt haben und ihre Lebenszeit – abseits ihrer privaten und beruflichen Verpflichtungen – in Ausschüssen, bei Besprechungen, Sitzungen und für Veranstaltungen einbringen. Es ist daher auch nicht immer ganz fair, wenn man im öffentlichen Diskurs manches kritisieren muss, doch wenn Kritik begründet werden kann und dem Zweck dient, Verbesserungen zu erwirken, dann sollte man sie als Bereicherung sehen und nicht als Angriff. Vieles hängt auch vom respektvollen Umgang miteinander ab und ich habe bereits im Februar und März gesagt, wenn ein neuer und sachlicher Stil Eingang in die Diskussion findet, ist dies gut für die ganze Gemeinde.

Mein Dank und Lob für die Arbeit, die geleitstet wird, richtet sich aber nicht nur an die Gemeinderatsmandatare und die Ersatzmitgliedern, sondern (er gehört ja auch dazu) an den Bürgermeister. Das Amt des Bürgermeisters ist kein leichtes, umso mehr freue ich mich, dass Christian Ihrenberger (GFS) auch über die Gemeindegrenzen hinaus als umgänglich und im Gespräch lösungsorientiert beschrieben wird und damit auch dort Wertschätzung erfährt. Natürlich bin ich auch GV Siegfried Gaugg (FS) dankbar, dass er ebenfalls bereit gewesen wäre, die Aufgabe des Bürgermeisters zu schultern, doch der Wähler hat sich nun einmal für Christian Ihrenberger entschieden und somit steht er natürlich jetzt „in der Auslage“, wie man so schön sagt. Die Fülle an Aufgaben ordentlich zu erfüllen, mit Kritik richtig umzugehen, in der Öffentlichkeit präsent zu sein und Kontakte zu knüpfen, damit die Gemeinde in der Landeswahrnehmung nicht zurückfällt, ist keine einfache Aufgabe. Die Medien berichten oftmals nur dann positiv über Politiker, wenn sie zurücktreten oder gerade verstorben sind – es wäre wichtig, auch zwischendurch einmal zu sagen: „Danke, dass ihr für uns eure Freizeit und eure Lebenszeit einsetzt“.

Ich selbst bin froh nicht mehr dem Gemeinderat anzugehören, denn ich wäre in dieser Periode bis jetzt mehr ausgefallen als ich für die Arbeit des Gemeinderates Zeit hätte erbringen können. Umso mehr steigt die Wertschätzung für die Arbeit der Mandatare. Trotzdem – oder gerade weil das so ist – wiederhole ich immer und immer wieder meinen Ratschlag, dass der Gemeinderat so viele Aufgaben wie möglich in Arbeitsgruppen auslagert, so viele Listenmitglieder wie möglich in die Arbeit einbindet und kompetente Menschen in den unterschiedlichsten Bereichen ihm beratend zur Seite stehen. Denn je mehr die Last der Verantwortung auf viele Schultern verteilt wird, umso weniger belastend wird ein Mandat für seinen Inhaber und umso mehr Menschen sind auch Teil der Verantwortlichkeit für das, was dann tatsächlich in der Gemeinde geschieht. Dies, neben meinem Dank an alle, auch als Appell.